Sonntag, 12. August 2012

Rückblick: 5.000 m-Läufe bei den Olympischen Spielen 2012

An diesem letzten Olympia-Wochenende standen im Leichtathletik-Stadion zu London die 5.000 m-Läufe der Frauen und Männer auf dem Programm. Analog zu den 10.000 m-Läufen möchte ich einen kurzen Rückblick auf die Finalläufe werfen.

Den Start machten am Freitagabend die Damen. Über zwei Vorläufe qualifizierten sich 15 Läuferinnen. Genauer genommen die jeweils 5 Erstplatzierten und die 5 nachfolgenden Zeitschnellsten. Die langsamste Qualifikationszeit für den Finallauf stand bei 15:06,38, gelaufen durch die Italienerin Romagnolo (PB). Ausschließlich zur Einordnung: S. Mockenhaupts Bestzeit liegt bei 14:59,88.

Das Feld setzte sich aus 6 bzw. 8 Ostafrikanerinnen (3 KEN, 3 ETH, 2 für BRN startend), 5 Europäerinnen (2 GBR, 1 ITA, 2 RUS) und 2 US-Amerikanerinnen zusammen. Begonnen wurde das Rennen in entspanntem Tempo. Der erste Kilometer wurde in 3:07,6 durchschritten. Das entspricht in etwa dem Starttempo aus dem 10.000 m-Finale.

Mit 3:09,8 auf dem zweiten und 3:10,4 auf den dritten Kilometer wurde die Bummeltour fortgesetzt. Viele Sehenswürdigkeiten gibt es in einem Leichtathletikstadion ja nicht, wenn man einmal von der beeindruckenden Zuschauerkulisse absieht. Das Feld formierte sich zusammen, die Favoritinnen aus Ostafrika tauchten in der Traube unter. Abermals lief alles auf einen harten Steigerungslauf auf den letzten beiden Kilometern hinaus.

10.000 m-Olympiasiegerin Tirunesh Dibaba (ETH) nahm höchstselbst das Heft in die Hand und durchlief Kilometer 4 in Führung liegend bei 12:24,8 (2:57,1/km). In der letzten Runde begann der Showdown. 4 Ostafrikanerinnen (2 KEN, 2 ETH) kämpften um die ersten drei Plätze.

Zur Überraschung aller Experten setzte sich die wiedererstarkte Äthiopierin Meseret Defar (15:04,3) auf den letzten 80 m vor 10.000 m Bronzemedaillen-Gewinnerin Vivian Jepkemoi Cheruiyot (KEN, 15:04,7) und Dibaba (ETH, 15:05,2) durch. Für alle Zahlenfreunde: Der letzte Kilometer wurde in 2:39,4 zurückgelegt (im 10.000 m-Rennen in 2:45,7) die letzten 400 m in 1:00,2.

Das langsame Anfangstempo sorgte dafür, dass für eine solche Schlussrunde noch nicht alle Körner verbraucht wurden. Insbesondere Defars "Frische" wurde sichtbar. Sie hatte auf einen Start beim 10.000 m-Rennen verzichtet, um sich voll und ganz auf die 5.000 m zu konzentrieren - mit Erfolg.


Der Sieger des Männer-Rennens hingegen, der neue britische Volksheld Mo Farah, konnte sein 2. Meisterstück ablegen, obwohl er den 10.000 m-Start und einen 5.000 m-Vorlauf in den Knochen hatte.
Er siegte im Endspurtfinale nach einer 52,9er Schlussrunde vor der Konkurrenz aus Äthiopien (Dejen Gebremeskel) und Kenia (Thomas Pkemei Longosiwa) in 13:41,66.

Die Ehrfurcht vor dem neuen Lauf-Star muss seitens der Ostafrikaner derart groß gewesen sein, so dass sie erst gar nicht in Betracht zogen, so der Anschein, das Rennen aktiv und schnell zu gestalten, um den vorbelasteten Farah niederzuringen. Oder aber das Vertrauen in die eigenen Endspurtfähigkeiten war überaus groß - und fehleingeschätzt.

Auf den ersten drei Kilometern dümpelte das Rennen dahin, mit Kilometerzeiten von 2:55, 3:01 und einer ersten Pacesteigerung in Kilometer 3 auf 2:46. Weitere 13 Sekunden schneller wurde der 4. Kilometer (2:33) gelaufen, dem sich das oben beschriebene Finale anschloss (Kilometer 5: 2:25,2). Die "neue" Konkurrenz aus den USA blieb im Sprintfinale dieses Mal chancenlos. Bernard Lagat wurde 4., der Zweitplatzierte des 10.000 m-Laufs, Galan Rupp, lief auf Rang 7 durchs Ziel.

Der dieses Jahr enorm starke Tübinger Arne Gabius verpasste den Finallauf unglücklich. Er wurde in den 1. Vorlauf gelost, welcher deutlich langsamer gestaltet wurde als der 2. Durchgang. So reichte Rang 7 in 13:28,01 nicht für den Finaleinzug. Analog zum Frauenrennen qualifizierten sich die jeweils die fünf Erstplatzierten sowie die fünf Zeitschnellsten aus beiden Läufen (in diesem Fall alle Athleten aus Lauf 2).


Was bleibt als Fazit aus den 5.000 m-Rennen festzuhalten? Ich denke schlicht die Erkenntnis, das olympische Langstrecken- und Medaillenrennen keine Rekordrennen sind. In der Weltspitze entscheidet die Endspurtfähigkeit auf den letzten 400 m, die wiederum speziell trainiert werden muss, um sie nach "langem Anlauf" neuromuskulär abrufen zu können. 

Temporennen sind grundsätzlich denkbar, jedoch scheuen die Favoriten das Risiko, sich an der Spitze des Feldes selbst frühzeitig aufzureiben. Teamtaktische Aspekte scheinen keine große Rolle zu spielen, denn jeder schielt mit mindestens einem Auge auf eine Medaille.

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