Sonntag, 22. Januar 2012

Die 5 Geheimnisse des erfolgreichen Volksläufers

Gestern Abend hielt ich die druckfrische Ausgabe des amerikanischen Laufmagazins Running Times in den Händen. Im Editorial hält Chefredakteur Jonathan Beverly ein bemerkenswertes Plädoyer für 5 Erfolgsgebote Warren Buffets, die sich gut auf das Verhalten von Wettkampfläufern ummünzen lassen.

Beeindruckt von der Einfachheit und wach rüttelnden Wirkung der Tipps (ein mancher mag sie als Binsenweisheiten abtun), möchte ich sie an dieser Stelle einfach und sinngemäß zusammenfassen. Ich bin überzeugt, dass eine regelmäßige Auseinandersetzung mit der eigenen Haltung zum Sport, einen positiven Einfluss auf die langfristigen Glücks- und Erfolgserlebnisse mit sich bringt.

1. "Sei am Start"
Jener Appell bezieht sich auf Training und Wettkampf. Sehe jede Trainingseinheit als Geschenk, vergegenwärtige Dir die Sinnhaftigkeit des Tuns und konzentriere Dich darauf, unabhängig davon welche Verpflichtungen vor oder nach dem Training auf Dich warten. Plakativ ausgedrückt: Im Zeitfenster einer Trainingseinheit gibt es keine wichtigere Aufgabe, ob es sich um einen lockeren Plauder-Dauerlauf in der Gruppe oder um eine anspruchsvollen Tempoeinheit handelt. Das gilt im übrigen auch für Aktivitäten und Aufgaben in anderen Kontexten, z.B. im Beruf oder bei Aktivitäten mit der Familie.

Für das Bestreiten erfolgreicher Wettkämpfe bedeutet o.g. Aufforderung schlicht: Du musst tatsächlich an der Startlinie stehen, um ein Rennen zu gewinnen oder eine gute Platzierung / Zeit zu sichern. Viele leistungsorientierte LäuferInnen meiden beizeiten Wettkämpfe, weil sie fürchten, dass die Form für eine vordere Platzierung nicht ausreicht. Und ärgern sich im nachhinein, weil die erwartete Konkurrenz auch ferngeblieben ist.

2. "Sei ehrlich zu Dir selbst"
Oft scheitern wir an der Verfolgung unrealistischer Ziele. War letztes Jahr die Form noch so gut und sieht es in diesem Jahr, womöglich aus triftigen Grund, schlecht aus, laufen viele Läufer dennoch Ihren unrealistischen Zielzeiten sinnbildlich hinterher. Rückschritte sind schwer zu akzeptieren. Ein falsch, weil zu hoch gewähltes Tempo, ist deshalb oft der selbstverschuldete Beginn einer unnötigen Leidenszeit. Auch nach dem Training, weil die schlechte Leistung durch noch härteres Training ausgeglichen werden soll - ein Fehlschluss. Sei insofern ehrlich zu Dir selbst und prognostiziere Deinen Könnensstand anhand aktueller Wettkampf- und Trainingsergebnisse.

3. "Achte auf Deine Bedürfnisse"
Dieser Ratschlag deutet auf die notwendige Individualisierung im Trainingsprozess hin. Ist der Erfahrungshorizont nicht sonderlich ausgeprägt, dann ist die Selbsteinschätzung der optimalen Trainingsanforderung nicht realisierbar. Erfahrene Läufer sollten dagegen Ihrem Körpergefühl vertrauen können. Steht ein schwerer Trainingslauf auf dem Plan und das körperliche Wohlbefinden ist schlecht (jenseits von Krankheit), ist es bspw. richtig den Verlauf auf einen anderen Tag zu verlegen und oder gar ausfallen zu lassen. Prominentes und extremes Beispiel für eine konsequente Ausrichtung des Trainings nach persönlichen Erfordernissen, ist der US-Marathon-Star Ryan Hall. Er trennte sich von seinem Trainerteam und gestaltet seitdem das Training nach eigenem Ermessen. Mit Erfolg: Er lief den Boston-Marathon unter 02:05:00.

4. "Gib Dein Bestes"
Unabhängig von Trainingsform, Rennverläufen, Wetterlagen etc.: Jene Haltung spiegelt einen edlen Sportsgeist wider. Der Fokus soll auf der Prozesshaftigkeit des Handelns liegen. Nur so könne man letzten Endes zufrieden mit sich selbst werden und sich selbst die eine oder andere sportliche Überraschung bescheren.

5. "Sei nicht ausschließlich ergebnisorientiert"
Dieses Gebot setzt bei Punkt vier an. Gute Ergebnisse sind schön, die dauerhafte Leistungssteigerung ist eine traditionelle und anerkannte sportliche Zielsetzung. Sie sind aber nicht alles. Es gibt Phasen, da sollte das sportliche Ergebnis in den Hintergrund rücken, den ansonsten ist Unzufriedenheit vorprogrammiert. Solche Phasen sind Wiederaufbauprozesse nach Verletzungen (ja, man braucht Zeit zum Formaufbau!), Regenerationsperioden oder der altersbedingte Rückgang der Leistungsfähigkeit (weniger Phase, als kontinuierlicher Prozess). Wieso nicht einfach "alles geben" und gespannt sein, was dabei im Resultat herauskommt. Und überhaupt: Ist es nicht toll, in der Lage zu sein, diesen Sport ausüben zu können. Mit diese Demut verabschiede mich in den heutigen lockeren Dauerlauf...

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